16
Juli
Zeitreisen zu Wikingern, Rittern, Zaren und Müllern
Cēsu pilsdrupas (c) Visit Cēsis archive
©Visit Cēsis archive

Mythische Orte erzählen aus der lettischen Geschichte

In Lettland laden zahlreiche historische Orte zu Ausflügen in die Vergangenheit ein. Dazu zählen mittelalterliche Burgen, Ruinen und Festungen oder prächtige Barockschlösser mit kunstvollen Parkanlagen. Die Bandbreite reicht von einer mehr als tausend Jahre alten Wikingersiedlung bis zu funktionsfähigen Mühlen aus dem vergangenen Jahrhundert.

Wer in Lettland durch historische Burgen und Schlösser, Herrenhäuser oder Mühlen wandelt, kann eine magische Zeitreise in die Geschichte erleben. Die uralten Gemäuer und teilweise auch originale Ausstattungen aus vielen Jahrhunderten erzählen vom Leben der Menschen zu verschiedenen Zeiten. In Lettland sind unzählige Zeugnisse der Vergangenheit erhalten geblieben. Jedes von ihnen hat sein eigenes architektonisches, kulturelles und historisches Erbe. Viele Burgen, Schlösser, Herrenhäuser oder Mühlen können besichtigt werden und bieten auch Aktivitäten oder Veranstaltungen. In manchen lassen sich geführte Touren und sogar Übernachtungen buchen.

Ein Tag als Wikinger

Ganz im Westen von Lettland wartet im Hinterland der Hafenstadt Liepaja eine kurische Wikingersiedlung auf Entdecker: Das Städtchen Grobiņa gründet auf der antiken Siedlung Cours, deren Geschichte bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht. Hier sind manche Zeugnisse der beeindruckenden Raubzüge von kurischen Wikingern rund um die Ostsee bewahrt worden. Besucher können für einen Tag in die Rolle eines Wikingers schlüpfen, alte Handwerkstechniken ausprobieren und eine Tour mit einem Wikingerkahn unternehmen.

Ausflug ins Mittelalter

Zu den Top Ten Sehenswürdigkeiten in Lettland gehört das Museumsreservat Turaida: Es liegt bei Sigulda auf einer bewaldeten Kuppe hoch über dem mäandernden Flusslauf der Gauja. In der mittelalterlichen Burganlage mit dem mächtigen runden Turm ist Lettlands meistbesuchtes Museum zu finden. Es bietet Ausstellungen zur Geschichte der Archäologie, Kultur und Kunst und erzählt Ereignisse, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen. Die Burg Turaida war bis 1776 bewohnt. Seit 1953 wird die Anlage rekonstruiert. Mit ihrem Museum, Park, Skulpturengarten, der Lutherischen Holzkirche von 1750 und einigen rekonstruierten Bauernhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert ist sie ein beliebter Ausflugsort. Das Gelände ist auch mit der einzigen Seilbahn Lettlands von Sigulda aus zu erreichen.

Kerzenschein und Kerker

Von den Mythen des Mittelalters erzählt auch die Burg Cēsis am Rand des Gauja Nationalparks: Ihre Ursprünge liegen im 13. Jahrhundert, als an diesem Ort eine Stadt errichtet wurde. Durch mehrfache Um- und Ausbauten erhielt die Burg zu Beginn des 16. Jahrhunderts ihr jetziges architektonisches Aussehen. Heute ist das Schloss der eindrucksvollste Zeitzeuge der Ortsgeschichte und lädt zu romantischen Zeitreisen ein. Mit Kerzenlicht in der Hand können Besucher den Westturm der Burg Cesis besichtigen. Es gibt ein einzigartiges Interieur mit 16 Wandgemälden. Vom Dachgeschoss des Turms öffnet sich ein spektakulärer Blick auf den Schlossgarten, den Park und die ganze Stadt Cesis. Im prächtigen Südturm steigen die Besucher dagegen treppab, um im Untergeschoss einen der ehemaligen Kerker des Schlosses zu erleben. Im Schlossgarten können sie in der Sommersaison mittelalterliche Spiele ausprobieren, alte Handwerkstechniken erkunden und den Küchengarten mit Obst, Gemüse und Kräutern besuchen.

Das Versailles des Baltikums

Schloss Rundale liegt inmitten der fruchtbaren Zemgale-Ebene im Süden Lettlands. Es gehört zu den bedeutendsten Baudenkmälern des Barocks und des Rokokos in Lettland, oft wird es als das „Versailles des Baltikums“ bezeichnet. Im 18. Jahrhundert wurde es auf Geheiß der russischen Zarin Anna Iwanowna als herzoglicher Sommersitz erbaut. Die Repräsentationsräume im Ostflügel – der Goldsaal, der Weiße Saal und die Große Galerie – sind öffentlich zugänglich. Der zentrale Block beherbergt die Suite des Herzogs mit Empfangssalons und Privaträumen und der östliche Block eine vollständig restaurierte Suite der Herzogin. Das Schlossmuseum Rundale dient als Zentrum für die Erforschung der lettischen Geschichte, die Ausstellungshallen zeigen angewandte und bildende Kunst sowie Kulturgeschichte. Unverzichtbar ist ein Spaziergang durch den meisterhaften Park im französischen Stil mit seinem Rosengarten, dem Grünen Theater, Zierparterres und Brunnen in einem komplizierten Labyrinth aus Alleen, Querwegen, Pergolen und Bosketts. Um den ganzen Park, den Palast und die Ställe herum verläuft ein idyllischer Kanal. Im Sommer finden auf Schloss Rundale auch Gartenfeste und Open-Air-Konzerte statt.

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Klappernde Mühlen

Zum lettischen Kulturerbe gehören zahlreiche Mühlen: Sie erzählen von der technischen Entwicklung seit dem Mittelalter, von früheren Arbeitsmethoden und Arbeitsbedingungen im Wandel der Zeit. Aufregende Einblicke in die Geschichte versprechen Wassermühlen und Windmühlen in verschiedenster Bauweise. Einzigartig ist beispielweise die Koni-Mühle, die das Kämmen, Spinnen und Drehen von Wolle und mit dem Mahlen von Mehl verbindet. Heute produziert die Mühle Strom, hat ein neues Gästehaus, einen rekonstruierten Damm und einen Fischteich. Mühlen und andere Stätten des Industrieerbes in ganz Lettland und Estland sind auf einer Karte verzeichnet, die zu erlebnisreichen Ausflügen anregt.

Moderne Kunst in der Festung

In Lettlands zweitgrößter Stadt Daugavpils steht die einzige militärische Festung ihrer Art aus dem frühen 19. Jahrhundert in Nordeuropa, die ohne größere Veränderungen erhalten geblieben ist. Die Festung Daugavpils ist das kulturelle und historische Wahrzeichen der Stadt. Verschiedene ausländische Armeen haben die Festung in ihrer Epoche geprägt, so dass Baustile aus dem zaristischen Russland und den europäischen Architekturschulen zu sehen sind: die Fassade im Empire- Stil, das Nikolaitor und der Wasserturm im gotischen Stil, ein Wall mit acht Bastionen und ein Wassergraben. Die Festung wurde ab 1810 errichtet – als Vorbereitung auf Napoleons Invasion – und konnte die Angriffe erfolgreich abwehren. Als der Bau 1878 fertig war, war die Festung aber schon veraltet und die letzte im Bastionsstil, die in Europa errichtet wurde. Im Arsenalgebäude ist das Mark Rothko Kunstzentrum untergebracht, ein multifunktionaler Komplex für zeitgenössische Kunst, Kultur und Bildung. Es ist der einzige Ort in Osteuropa, an dem die originalen Meisterwerke des weltberühmten Malers aus Daugavpils zu sehen sind.

©Valdis Skudre
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