Beim Salon International de la Haute Horlogerie 2018 hat Piaget mit der Enthüllung der bemerkenswerten „Altiplano Ultimate Concept“ allen die Schau gestohlen – sie war die flachste mechanische Armbanduhr der Welt. Die „Altiplano Ultimate Concept“ hatte eine Höhe von hauchzarten 2 mm und bot den perfekten Hintergrund für zahlreiche Innovationen der Maison Piaget, etwa ein Gehäuse, das zugleich Teil des Uhrwerks ist, eine einzigartige integrierte Krone und ein ultraflaches Uhrenglas.
Was alle besonders interessierte, waren aber folgende Fragen: Könnte man eine dermaßen komplexe und technisch anspruchsvolle Armbanduhr jemals in kommerziell relevanten Mengen herstellen? Und, falls ja, wäre eine solche Armbanduhr überhaupt alltagstauglich? Anlässlich der Watches & Wonders 2020 freut sich die Maison Piaget, bekannt zu geben, dass die Antwort auf diese Fragen gleich zweimal „Ja“ lautet. Denn die „Altiplano Ultimate Concept“ ist längst kein ambitioniertes Experiment mehr, das die Grenzen der horologischen Mikrotechnik hinausschieben will – sie ist zur voll entwickelten, praxiserprobten Armbanduhr geworden, die man jetzt kaufen kann.
Vom Zeichenbrett an Ihr Handgelenk – innerhalb von sechs Jahren
Die „Altiplano Ultimate Concept“ wurde in der Forschungs- und Innovationsabteilung von Piaget komplett innerhalb der Maison entwickelt und produziert. Allein die Arbeit am Prototyp nahm vier Jahre in Anspruch und in diesem Zeitraum wurden viele der etablierten Gesetze der Uhrmacherkunst neu geschrieben.
Um eine Armbanduhr mit einer Höhe von lediglich 2 mm zu erschaffen, musste das Team herkömmliche Denkweisen hinter sich lassen. Konventionelle Designansätze sehen eine Standardkonstruktion vor, bei der Uhrwerk und Gehäuse klar voneinander getrennt sind.
Piaget gilt seit 1957 als Meister flacher Armbanduhren und hatte sich bereits 2014 bei seiner „Altiplano 900P“ (3,65 mm) und 2018 bei der „910P“ (4,3 mm) – den damals flachsten mechanischen Armbanduhren der Welt – des Fusionskonzepts bedient. Möglich wurde dieses Konzept, indem man Gehäuse, Gehäuseboden und Platine nicht in drei Teilen, sondern direkt aus einem einzigen Stück Gold fertigte.
Für die „Altiplano Ultimate Concept“ gab es demnach nur eine Option: noch einen Schritt weiter gehen. Die Maison Piaget begab sich also auf eine Reise hin zu einer Verkleinerung noch nie da gewesenen Ausmaßes, woraus nicht weniger als 5 Patentanmeldungen resultierten. Am Anfang dieses Prozesses aber stand die Kreation eines einteiligen Armbanduhrgehäuses, in das die Uhrwerkplatine direkt eingearbeitet wird.
Das Gehäuse der „Altiplano Ultimate Concept“ ist zu flach, um es aus Gold herzustellen – also musste man eine neue Legierung verwenden, die auf Kobalt basiert und sehr robust ist, was allerdings auch ihre Bearbeitung erschwert.
Andere Teile der Armbanduhr wurden von der Größe her komplett neu gemacht. So sind die Rädchen nur noch 0,12 mm dick – normalerweise messen sie 0,2 mm – und das Saphirglas, das bei einer konventionellen Armbanduhr 1 mm dick ist, wurde um 80 % abgeflacht, sodass es nur noch unglaubliche 0,2 mm misst.
Das Federhaus – die Kraftquelle, die den Uhrenmechanismus antreibt – wurde neu designed und hat keine Abdeckung oder Trommel mehr. Stattdessen ist es auf einem einzigen Kugellager aus Keramik angebracht, das sich innerhalb der Armbanduhr befindet. Hier sorgt es dafür, dass das Uhrwerk, sofern es vollständig aufgezogen wurde, bis zu 40 Stunden läuft. Die Krone indessen wurde in Form eines flachen Teleskopsystems neu erfunden – zu dem ein besonderes, eigens dafür entwickeltes Aufziehwerkzeug gehört – und schließt exakt mit dem Gehäuserand ab. Das konventionelle Kupplungsrad und das Kronrad wurden durch eine einzige „endlose Schraube“ ersetzt.
Die nicht zentrierte Position des Zifferblatts hat allerdings zur Folge, dass man keine konventionelle gerade Aufzugswelle verwenden kann – ein Problem, das man bei Piaget durch die Entwicklung einer patentierten „versetzten“ Aufzugswelle löste.
Die „Altiplano Ultimate Concept“ ist so flach, dass lediglich 0,12 mm das Kobalt Uhrwerk und die Haut des Armbanduhrträgers trennen – derartig wenig Höhe bringt eine weitere Herausforderung mit sich: Sogar die Methode der Zeitanzeige musste hier komplett neu gedacht werden. Statt eines oben auf der Brücke angebrachten Zifferblatts mit zwei Uhrzeigern hat die „Altiplano Ultimate Concept“ ein Zifferblatt, das unter der Brücke liegt. So ist es besser vor ungewolltem Kontakt mit dem robusten, aber hauchdünnen Glas geschützt, falls dieses sich bei einem Stoß kurzzeitig verformen sollte.
Damit das System perfekt funktionieren kann, wurde der herkömmliche Stundenzeiger durch eine sich drehende Scheibe, die die Stunden anzeigt, ersetzt. Der Minutenzeiger dagegen arbeitet wie gewohnt.
Ausführung ohne Kompromisse
Obwohl die „Altiplano Ultimate Concept“ eine Höhe von lediglich 2 mm hat, enthält sie erstaunliche 283 Einzelteile – also mindestens 100 mehr als eine einfache Armbanduhr mit Handaufzug. Viele dieser Einzelteile musste man im mikroskopisch kleinen Format anfertigen, um diese ultimative Flachheit zu erzielen.
Dennoch war es natürlich undenkbar, mit Blick auf die strengen Parameter der Maison Piaget hinsichtlich Präzision, Zuverlässigkeit und Robustheit Kompromisse einzugehen. Schließlich hat die Maison als Hersteller erlesener und von Hand verzierter Uhrwerke einen Ruf zu wahren.
Das winzige Format vieler Komponenten stellte in diesem Bereich ganz klar eine Herausforderung dar – gerade auch deshalb, weil schon die kleinste Fehleinschätzung zur Zerstörung eines wesentlichen Teils der Uhr führen könnte.
Aber die Handwerkskünstler bei Piaget nahmen die Herausforderung an und schmückten das Uhrwerk mit Sonnenschliff und seidenglänzenden Oberflächen sowie abgeschrägten, polierten Brücken. Außerdem verschönerten sie die Kombination aus Gehäuse und Werkplatte mittels einer raffinierten PVD-Behandlung.
Damit die Armbanduhr auch als Gesamtkunstwerk dem Streben nach Flachheit und Praxistauglichkeit gerecht wird, entwickelte man außerdem ein besonderes, ultraflaches Armband aus Krokodilleder mit samtigem Kalbslederfutter und ultrastarkem Kevlar-Innenleben, das von einer – selbstverständlich – ultraflachen Dornschließe aus Kobalt gehalten wird.
„Infinitely Personal“ – der ultimative Luxus
Nach Kundenwünschen angefertigte Oberflächen und einzigartige Eigenschaften gelten vielen als Schlüsselmerkmal von Luxusgütern – diese Tatsache hat man bei Piaget schon vor über 50 Jahren erkannt, als die Maison in ihrer New Yorker Boutique ihren innovativen „Stil-Selektor“ vorstellte, der den Kundinnen die Möglichkeit gab, bei ihrer neuen Armbanduhr selbst auszuwählen, welche Form das Gehäuse haben sollte, welchen Zifferblatt- und Armbandtyp sie wünschten und in welchem Maß die Uhr mit Edelsteinen besetzt sein sollte.
Eine Idee, die sich als so populär erwies, dass man sie in der Folge auch in Piaget-Geschäften weltweit anwandte. Heute nun wurde diese Idee mit neuem Leben gefüllt, denn die „Altiplano Ultimate Concept“ lässt sich im hohen Maße an die Wünsche einzelner Käufer anpassen.
So können die Käufer vorgeben, welche Farbe Brücke und Zifferblatt haben sollen und wie die Oberfläche der Zeiger und der Platine aussehen soll. Außerdem haben sie die Wahl zwischen verschiedenen Armbändern, die exakt zur Uhr passen oder auch spannende Kontraste erzeugen. All diese Auswahlmöglichkeiten sorgen dafür, dass die „Altiplano Ultimate Concept“ in bis zu 10.000 unterschiedlichen Ausführungen gefertigt werden kann, sodass nur wenige Exemplare genau gleich sein werden, und einige sogar vollkommen einzigartig.
Die Maison Piaget – Königin im Reich der ultraflachen Armbanduhren
Der ästhetische Reiz flacher und eleganter Armbanduhren wurde in letzter Zeit wiederentdeckt und einige Uhrenhersteller nehmen diese nun wieder in ihr Sortiment auf. Bei Piaget jedoch hat man das Thema „ultraflache Armbanduhren“ nie aus den Augen verloren, seit 1957 das Kaliber “9P“ mit Handaufzug entwickelt wurde.
Die Maison hat ihren Ursprung in der Herstellung von Uhrwerken und ihre Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1874 – entsprechend groß und nahezu konkurrenzlos ist die Erfahrung, die man bei Piaget mit der Erfindung und Entwicklung hochwertiger Mechanismen hat. Kein Wunder also, dass die „Altiplano“ nun als Inbegriff ultraflacher Armbanduhren gilt.
Als das Kaliber „9P“ mit einer Höhe von nur 2 mm auf den Markt kam – so hoch ist jetzt der gesamte „Altiplano Ultimate Concept“-Zeitmesser – war es weltweit eines der flachsten mechanischen Uhrwerke seiner Zeit.
Seither konnte die Maison Piaget in diesem Bereich jedoch eine Reihe von Rekorden verzeichnen, vom nur 2,3 mm hohen Kaliber „12P“ im Jahr 1960 – damals das flachste Uhrwerk der Welt mit Selbstaufzug – bis hin zu weiteren, alle Rekorde brechenden Meisterwerken, darunter Skelettuhren, mit Diamanten besetzte Skelettuhren, Chronografen mit Datumsanzeige und Automatikuhrwerk oder Handaufzug sowie – im Jahr 2017 – das ultraflache „fliegende“ Tourbillon Kaliber „670P“.
So führt die „Altiplano Ultimate Concept“ die wunderbare Tradition der Maison weiter – und Armbanduhrenliebhaber werden sich zweifellos fragen: „Was tun sie wohl als nächstes?“
Aber das ist, natürlich, eine Frage für die Zukunft …