
Wie der römische Philosoph Augustinus einst schrieb: „Wer reist, öffnet Türen zu Kulturen, die unser Weltbild bereichern, und erweitert den eigenen Horizont.“ Ich bin mit dieser Vision sehr einverstanden. Für Augustinus war das Reisen nicht nur eine Möglichkeit, geografische Orte zu erkunden, sondern auch eine Reise zur Selbstentdeckung. Während der unzähligen Reisen, die wir in den letzten Jahren unternommen haben, habe ich Empathie, Toleranz und Verständnis gelernt.
Zwischen 2008 und 2015 haben wir einige der ärmsten Länder der Welt bereist: Madagaskar, Tansania, Südafrika, Indien und viele mehr. Wir haben persönlich nie ein Problem damit gehabt, in einem Zwei- oder Drei-Sterne-Hotel zu übernachten – denn letztendlich braucht man keinen Kaviar und Champagner, um glücklich zu sein. Helfen kann es aber durchaus. Wir haben auch schon irgendwo mitten in Asien in einem Hotel geschlafen, in dem das „Bett“ einfach ein Stück Holz ohne Matratze war.
Wenn man sich die Kyaiktiyo-Pagode in Burma ansehen möchte, muss man bereit sein, mehrere Kilometer mit einem kleinen Truck zu fahren – und danach noch rund zwei Kilometer vom Parkplatz zu Fuß mit dem eigenen Koffer weiterzugehen. Denn dieser heilige Ort ist für den Autoverkehr gesperrt. Damals war ich 30 und wollte die ganze Welt entdecken – mit solchen Umständen konnte man sich da gut arrangieren. Mittlerweile ist es aber schwieriger geworden. Heute sind solche Reisen für uns nicht mehr ganz so leicht zu bewältigen. Mein Mann ist mittlerweile 70 und braucht – nach einigen Rückenproblemen – etwas mehr Rücksichtnahme, was Schlafkomfort und körperliche Belastung betrifft. Und auch ich sehne mich, 17 Jahre später, nach ein wenig mehr Bequemlichkeit auf unseren Wegen.
Trotzdem war es eine spannende und lehrreiche Zeit, an die ich nur allzu gern zurückdenke. Heute gebe ich euch deswegen einen kleinen Einblick in meine Erinnerungen. Wer weiß – vielleicht inspiriert es euch ein wenig.
Für mich war – und ist es noch immer – eine große Freude, Einheimische zu treffen, mit ihnen zu reden und ihre Kulturen und Bräuche kennenzulernen. Mir war es immer wichtig, die Lebensweise anderer verstehen zu können. Es macht einen klüger, weiser – und diese Erfahrungen begleiten mich ein Leben lang.
Besonders die Kulturen Asiens haben mich sehr fasziniert. Ich habe viel darüber gelesen und alles, was mir die Einheimischen erzählten, wie ein Schwamm aufgesogen. Ein Brauch ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben: Während der Bronzezeit, die bis vor etwa 3000 Jahren andauerte, entstand in Asien der Brauch des Hahnenkampfes. Fun Fact: Möglicherweise ist genau das der Grund, warum es Hühner in ihrer heutigen Form überhaupt gibt. Ursprünglich wurden diese Kämpfe aus religiösen Gründen durchgeführt. Heute sind sie in manchen asiatischen Ländern – wie den Philippinen oder auf Bali – weiterhin stark verbreitet. Es hat sich dort zu einem typischen Hobby vieler Männer entwickelt, die zum Teil weite Strecken zurücklegen, um auf die Kämpfe zu wetten und Geld zu gewinnen.
Unvergessen bleibt für mich auch meine geliebte Reise nach Französisch-Polynesien. Die Gastfreundschaft der Menschen war einfach unglaublich, und auch die Natur hat sich als wunderschönes Bild in mein Gedächtnis eingebrannt. Hier durften wir etwas ganz Besonderes erleben: einen Kaffee im Meer. Viele der lokalen Cafés liegen nämlich direkt im Wasser – man sitzt also tatsächlich mit den Füßen im Meer, während man sein Getränk genießt. Eine Erinnerung, die man nie vergisst.
Laos zählt zu den Ländern mit dem niedrigsten Einkommen in Südostasien. Kinder sind dort oft nicht vor Armut, Zwangsarbeit, Kinderheirat, Menschenhandel, Gewalt oder Unterernährung geschützt. Das habe ich zum Glück nicht direkt miterlebt – im Gegenteil: Ich habe dort viele absolut fröhliche, glückliche Kinder gesehen.
Ein weiteres Erlebnis in Laos hat mich ebenfalls sehr beeindruckt: In Luang Prabang gibt es einen sogenannten „Heiratsmarkt“. Das hat nichts mit Online-Dating oder Apps zu tun – vielmehr trifft sich die Jugend einmal im Monat auf einem offenen Feld, um sich kennenzulernen. Besonders schön fand ich die traditionellen, nationalen Kostüme, die dort getragen werden. Ein kulturelles Schauspiel, das mir lange in Erinnerung bleiben wird.
Abschließen möchte ich mit einem Zitat:
„Reisen ist das Einzige, was man kauft, das einen reicher macht.“